„Der red ja nix „ meinte eine alte Frau, als wir dich, lieber Herr Pfarrer, auf unserem Pilgerweg nach Mariazell zum ersten Mal trafen. Die Bustüre öffnete sich, du kamst herein und sagtest. „Guten Morgen. Ich bin euer neuer Pfarrer.“ Dann warst du wieder weg.
Bald darauf warst du in Mureck und wir lernten deine kurze und manchmal etwas ruppige Art zu reden, kennen und schätzen. Mit einem Schmunzeln konntest du vieles sagen und man konnte dir einfach nicht böse sein, vor allem deshalb, weil du auch selbst offen warst für konstruktive Kritik.
Du blickst nun zurück auf 50 Jahre Priesterleben und hast 25 Jahre davon in unserer Pfarre verbracht. 1991 kamst du zu uns und wir waren alle neugierig. Bald sollte sich herausstellen, dass vieles anders wurde in unserer Pfarre. Wir wurden eine offene Pfarre mit reger Mitarbeit der Pfarrbewohner.
Primizsegen
„Gutes nicht verhindern“ war dein Lieblingssatz und bald konnten auch jene, die meinten, der Herr Pfarrer delegiert gerne, erkennen, dass das deine große Stärke war. In kürzester Zeit hatten wir neben dem PGR eine riesige Mitarbeiterschar: im Pfarrhof werkten tüchtige Pfarrsekretärinnen und Pfarrhaushälterinnen, in der Kirche mehr als 40 Ministranten und Ministrantinnen, Religionslehrer, 35 Lektoren und Lektorinnen, 8 Kantoren und Kantorinnen, 2 Organistinnen, 15 Kommunionhelfer und Kommunionhelferinnen, Totengräber, mehrere Mesner, Vorbeter und Vorbeterinnen, eine große Schar an Pfarrblattausträgern und Austrägerinnen. Es war dir wichtig, dass die Pfarrblätter persönlich ausgetragen wurden, damit Kontakte geknüpft wurden. Du hast es sogar geschafft, zwei Diakone zu gewinnen. Wie voraussehend und wertvoll das war, spüren wir heute, in der Zeit des Priestermangels. Die musikalische Gestaltung war rege und unterschiedlich: Organistinnen, Jugendchor Da Capo, Kantoren und Begräbnissängerinnen, Dorfrundenchöre, Kinderstimmen der Minis, Orgelkonzerte Schulchöre, Rock im Pfarrhof begeisterten die Pfarrbewohner.…
Am Samstagvormittag war immer reges Treiben rund um die Kirche. Du warst oft dabei und hast zu einem Getränk und einem Gespräch eingeladen. Das DU mit der ganzen Pfarrbevölkerung war dir vom Anfang an wichtig. So kam man leichter ins Gespräch.
Ein besonderes Anliegen waren dir immer die Minis. Mit Begeisterung machten sie ihren Dienst und freuten sich auf die Mini Lager, die Fußballspiele, das Traubenfest, die Mini Olympiaden. Stolz warst du immer auf die große Zahl der Minis bei der Rorate. Sie war immer zweistellig!
Eines deiner Lieblingskinder war das Pfarrfest. Es war ein Fest für alle Pfarrbewohner. Du bist zu den Leuten gegangen und hast es verstanden, auch jene zur Mitarbeit zu motivieren, die der Kirche nicht nahestanden.
Auch das Pfarrblatt war dir ein besonderes Anliegen. Bei deinem Eintrittsbesuch bei den Nachbarn kam das Gespräch auf das Pfarrblatt. Im Nu hattest du meinen Mann, der nur selten in die Kirche geht, begeistert und er machte 25 Jahre lang das Layout für das monatliche Pfarrblatt.
So war es in vielen Tätigkeiten. Du hast den Samen gesät und hast bald Menschen gefunden, denen du die Aufgaben zutrautest: Jungscharführerinnen, Minibetreuerinnen, KFB und KMB. Sie alle leisteten wertvolle Arbeit.
Das Pfarrcafe war dir auch ein besonderes Anliegen. Das Gerümpel aus dem alten Gewölbe wurde entfernt und es entstand ein wunderschöner Raum, der beinahe wöchentlich als Begegnungsraum nach den Messen genutzt wurde. Bei Kuchen und Kaffee traf man sich zum gemütlichen Gespräch.
In den 25 Jahren in Mureck warst du ein fleißiger Baumeister. Alles wurde erneuert, die Kirche innen und außen, die Patrizikirche, der Pfarrhof mit all seinen Nebengebäuden, der Friedhof mit der Aufbahrungshalle. Der Parkplatz wurde mit Bäumen bepflanzt.
Neben all dieser Aktivitäten warst du ein guter Seelsorger der immer ein offenes Ohr für seine Menschen hatte. Es war dir wichtig, dass wir aktiv in den Gottesdiensten mitwirkten.
Als Ausgleich zu deinem Seelsorgedienst warst du sportlich in der Natur unterwegs. So traf man dich oft auf dem Fahrrad rund um Mureck, aber auch in der ganzen Steiermark und im Ausland. Sogar den Großglockner hast du als Wanderer und mit dem Rad bezwungen. Nach Gusswerk hat es dich immer wieder zum Schifahren hingezogen und mit tüchtigen Wanderern hast du einmal im Jahr am Mureck eine Bergmesse gefeiert.
Vieles könnte ich noch von deiner Zeit in Mureck berichten. Bei all deinen Aktivitäten bist du immer bescheiden geblieben. Während der Renovierungsarbeiten des Pfarrhofs und nach deiner Pensionierung bist du in das kleine Organistenhaus neben der Patrizikirche gezogen und hast bescheiden in zwei kleinen Räumen gewohnt. Als eine große Flüchtlingsfamilie im 1. Stock einzog, hast du auf das zweite Zimmer verzichtet, damit sie mehr Platz hatten. Bei einer Einladung in dein bescheidenes Zuhause hast du uns mit einer Knöpferlharmonika überrascht. Du hattest dir heimlich das Harmonikaspielen beigebracht.
50 Jahre Priesterleben! Wir gratulieren dir herzlich und danken für die wertvollen Jahre in unserer Pfarre. Wir wünschen dir von ganzem Herzen Gesundheit und freuen uns, wenn wir dich wieder einmal bei uns in der Pfarre begrüßen dürfen.
Grete Leschanz